Essbesteck – nichts Selbstverständliches

In weiten Teilen des modernen Europas gehört es zum Alltag einfach dazu: das Essbesteck, bestehend aus Messer, Gabel und Löffel.

Dass genau diese als so selbstverständlich angesehene Werkzeuge eigentlich als spezifische Merkmale des europäischen Bürgertums verstanden werden sollten, tritt eigentlich nur dann zutage, wenn man selbst einmal beim Asiaten Sushi oder im amerikanischen Fastfood-Restaurant essen geht, denn dort am Tisch sitzend fällt auf, dass auch Stäbchen oder gar die Finger als ebenso anerkannte Hilfsmittel bei der Nahrungsaufnahme gelten. Es kommt also auf den Kulturkreis und die Essgewohnheiten an. Aus welchen Gründen also haben sich Messer, Gabel und Löffel in Europa durchgesetzt?
 

Die Geschichte des Essbestecks

Schon in der Steinzeit haben die Menschen Werkzeuge zum Zerschneiden von fester Nahrung, z.B. Fleisch, benutzt. Faustkeile aus Stein kann man daher auch als Vorläufer des Messers ansehen. Gegessen wurden die kleinen Stückchen dann mit den Fingern. Zum Schöpfen von Flüssigkeit haben sich die Menschen auch schnell Naturgegenstände wie Muscheln oder gefaltete Blätter zunutze gemacht, die auch die Vorbilder der ersten Löffel. Die ältesten erhaltenen Exemplare stammen aus der Zeit der ägyptischen Hochkultur und sie waren aus Holz gefertigt. Die Gabel hat sich erst sehr viel später als Esswerkzeug durchgesetzt. Grundsätzlich kann man festhalten, dass etwa um 1700 das Trio des Essbestecks – also Messer, Löffel und Gabel – in seiner Grundform fertig ausgebildet war und sich seither nur wenig verändert hat.
 

Das Besteck im Wandel der Zeit

Obwohl sich die Funktion der einzelnen Bestandteile im Laufe der letzten vier Jahrhunderte nicht stark verändert hat, erlebte das Essbesteck trotzdem einen modischen Wandel. Das Messer glich anfänglich noch eher einem Dolch, da es eine sehr stark ausgeprägte Spitze hatte. Diese wurde später durch eine gerundete Spitze entschärft. Die Gabel und das Messer hatten noch eine Veränderung erlebt, denn sie bestanden ursprünglich nicht aus einem Stück, sondern waren aus einem oft hölzernen Heftstück –dem Griff – und einem Eisenaufsatz gefertigt. Der Löffel hingegen wurde schon im Mittelalter aus einem Stück Holz oder Horn und ab dem 16. Jahrhundert aus Silber geformt. Erst das 18. Jahrhundert brachte den kompletten Satz des Silberbestecks mit Messer, Gabel und Löffel hervor, die alle einzeln aus einem Stück hergestellt wurden. In seinen Ursprüngen legte dieses Silberbesteck die Grundlage für das heutige Esswerkzeug.